In den letzten Jahrzehnten ist es im Diskurs um Kultur immer besonders darum gegangen, ob Kultur primordial oder konstruktivistisch zu betrachten ist. Auch stellt sich die Frage, ob Kultur etwas homogenes Ganzheitliches ist oder ob sie vom Kriterium dynamischer Differenz gekennzeichnet ist.
Einig sind sich Kulturanthropologen, dass Kultur etwas von Menschen Geschaffenes ist, das sich von der Natur abgrenzt (Treichel & Mayer, 2011). Dabei betonen Treichel und Mayer (2011), dass Herder (1994) die Kultur als die "Substanz eines Volkes" bezeichnet, die den Volkscharakter bestimmt und sich in Abgrenzung zu anderen Kulturen entwickelt. Bei Geertz (1987) ist Kultur hingegen definiert als ein Bedeutungsgewebe und ein Text, ein Gefüge von Symbolsystemen aus Religion, Ideologien, Kunst und Wissenschaft. Kultur dient somit der gemeinsamen Sinnerfahrung, der Orientierung in der Gesellschaft. Nach anderen Kulturdefinitionen, hingewiesen durch Bolten (2012), besteht Kultur auch aus kollektiv vereinbarten Normen, Werten, Verhaltensweisen und Gewohnheiten einer bestimmten Gruppe.